Städtebaulicher Planungswettbewerb Ettlingen, Ecke Karlsruher / Pforheimer Straße

Auslober / Verfahren:

Axis Development GmbH & Co. KG

Mehrfachbeauftragung

Visualisierung:
stuchlik3d, Pfinztal

Wettbewerbsaufgabe:

Für das Gelände existiert der Bebauungsplan „Karlsruher Str. Süd" der Stadt Ettlingen vom 6.3.2008. Für die Grundstücke 617, 618/5 und 618/2 ist bisher Mischgebiet, 3 Geschosse, GRZ 0,6 und geschlossene Bauweise vorgesehen. Der Vorhabenträger hat die Absicht, seinen heute mit Wohn- und Geschäftshäusern genutzten Grundstücksanteil baulich zu entwickeln. Der bauliche Bestand soll hierzu vollständig abgebrochen werden. Das Gebäude „Karlsruher Straße 2" steht bereits leer. Eine sinnvolle bauliche Entwicklung des Planbereichs ist derzeit jedoch nicht möglich, da der dort rechtskräftige Bebauungsplan eine städtebauliche Idee planungsrechtlich sichert, die in Hinblick auf die heutigen Eigentumsverhältnisse nicht umsetzbar ist. Da auch die Stadt Ettlingen ein Interesse daran hat, dass dieser wichtige (Alt-) Stadteingangsbereich städtebaulich gut gefasst wird, wurde in Abstimmung mit dem Vorhabenträger ein alternativer städtebaulicher Entwurf erarbeitet, der eine eigentumsrechtlich getrennte Entwicklung ermöglicht und der stadträumlichen Situation gerecht wurde. Der städtebauliche Rahmenplan wurde vom Gemeinderat am 2.10.2019 beschlossen und bildet die Grundlage für die Mehrfachbeauftragung. . Ziel ist ein Lösungsansatz in Form einer Vorplanung, in der die Bebauung in den baulichen Zusammenhang gesetzt wird. Dabei sind die Hauptfaktoren der Lauerturm mit der Stadtmauer, die Pforzheimer Straße mit unterschiedlichen Gebäuden in der Reihe, das historistische Gebäude der Schillerschule von 1904, die Karlsruher Straße mit neueren Gebäuden und dem noch unbebauten Grundstück am Kreisel.

Konzept:

Städtebauliche Fügung
Die städtebauliche Gliederung, die das Büro ASTOC mit der Zustimmung des Gemeinderates entwickelt hat. wird von uns übernommen.
Das adressbildende 4-geschossige Auftaktgebäude steht aufrecht in der Blickachse der Schillerstraße, das abknickende 3-geschossige Gebäude schafft den raumbildenden Übergang vom Kreisverkehr zur Karlsruher Straße. Die vorhandene Häuserzeile entlang der Pforzheimer Straße wird Richtung Kreisverkehr vervollständigt und zum Abschluss gebracht, indem wir das Gebäude ins Blockinnere abwinkeln. Eine abgeschnittene Giebelwand wird vermieden. Gleichzeitig wird eine Baukörperstaffelung mit der geplanten Neubebauung eingeleitet, die die Bewegung des Kreisels aufnimmt.

Das Gebäude
Das Gebäude wird konsequent in zwei Körper, die durch eine Fuge getrennt werden, gegliedert. In der Fuge befindet sich selbsterklärend der Zugang zum Gebäude. Es steht ein schmales, 4-geschossiges Volumen einem liegenden, 3-geschossigem Volumen beiseite. Die gemeinsame Materialität und die Gliederung der Fassade, zieht das Ensemble zu einer Einheit zusammen. Der liegende Baukörper wird durch einen Rücksprung in der EG-Straßenfassade in der Länge betont, er wird leichter, gleichzeitig erfährt die Erdgeschosszone durch die Überdachung der Schaufenster an zusätzlicher Bedeutung. Rückwärtig terrassiert sich der liegende Baukörper in jedem Geschoss zurück, sodass die Grundstückstiefe optimal ausgenutzt werden kann und sich gleichzeitig ruhige, sonnige Terrassenflächen ergeben.
Der stehende Baukörper steht im Gegensatz dazu „mit beiden Beinen" fest auf dem Boden und kommuniziert mit dem gegenüberliegenden Lauerturm auf Augenhöhe.

Die Fassadengliederung
Die Fassade ist als Lochfassade mit einer gleichmäßigen Rasterung der Fenster konzipiert, wobei die Öffnungen geschossweise jeweils um eine Fensterachse versetzt sind. Damit wirken die Flächen flächig, ohne vertikale oder horizontale Dominante, sodass auch die unterschiedlichen Gebäudehöhen schon fast spielerisch ineinander übergehen und als Einheit wirken. Da nur Aufenthaltsräume an den
Außenwänden angeordnet sind läuft das Fassadenbild ringsum, es gibt keine Rückseite. Die strenge Ordnung wird durch die Loggien subtil gestört, was zu einer angenehmen Belebung des Gesamtbildes beiträgt.

Die Nutzungen
Im Erdgeschoss finden sich bürgernahe Gewerbeflächen mit Schaufensterflächen, eventuell ein Cafe mit Außenbestuhlung. Ab dem 1. Obergeschoss sind die Nutzungen mit unserem Entwurf flexibel gestaltbar, siehe Piktogramme auf den Plänen. In den Plänen ist die Variante A mit Gewerbe im EG und 1.OG und Wohnen im 2.OG und 3.OG, dargestellt.

Die Erschließung
Die Gewerbeeinheiten im Erdgeschoss können direkt vom Gehweg aus erreicht werden. Die Erschließung des Obergeschoss befindet sich in der Glasfuge zwischen dem 3- und dem 4-geschossigen Baukörper. Man betritt das Gebäude und kann gleichfalls gerade durch in den Hinterhof gelangen. Von diesem Entrée erreicht man die mit Tageslicht belichtete Geschosstreppe, sowie den Aufzug für die barrierefreie Erreichbarkeit aller Ebenen. Der Mittelflur im 2. OG der zu den Wohnungen führt mündet in eine Außentreppe die nach oben auf die Dachfläche führt. Dort befinden sich attraktive Dachgärten für die Bewohner. Diese Dachterrasse stellt außerdem den 2. Rettungsweg für die rückwärtigen Wohnungen dar.

Material- und Farbkonzept
Für das Gebäude wurde ein Materialkonzept gewählt, welches sich in die Umgebungsbebauung einfügt und dennoch modern und zeitlos ist.

Das Material Klinker
Dauerhaft, robust, wertig, das sind die Eigenschaften des Klinkers. Diesen sehen wir als das Material, auf allen von der Straße einsichtigen Seiten. Die Gebäuderückseite ist aus wirtschaftlichen Gründen geputzt denkbar, ebenso der Einsatz von Klinkerriemchen anstelle von hinterlüfteten Vollklinkern. Von den Materialeigenschaften ganz abgesehen, vermittelt der Stein jedem Gebäude Stattlichkeit, die an dieser wichtigen Stelle im Stadtbild von Ettlingen für uns gesetzt ist. Die Farbigkeit des Klinkers sehen wir in Anlehnung an die des gelben Sandsteins der Schillerschule. Im Detail liegt die Betonung in der horizontalen Schichtung der Steine, die die Länge betont. Dies wird durch ein Langformat, zurückliegende Lagerfugen und stumpf gestoßene Stoßfugen erreicht.

Das Material Stahl
Präzise, filigran, edel wünschen wir uns die Oberflächen der Metallteile in der Fassade. Dazu gehören ebenso die Aluschalen der Holz- Aluminium Fensterelemente, samt der rahmenbündigen Lüftungsklappen in den Gewerbeeinheiten, wie die Fenster- und Loggiabrüstungen in den Wohngeschossen, ohne technische Allüren mit einfachem, geschweißtem Stab als Füllung. Die Beschichtung ist in einem Eloxalton mit seidenmattem, metallischem Glanz vorgesehen.

Der Boden im städtischen Raum
Wir stellen uns eine homogene, fugenlose Asphaltfläche, die bis an das Gebäude heranführt vor. Um die „öffentlichen" Flächen maximal großzügig wirken zu lassen, wird im Grundmaterial nicht vom Gehwegbelag unterschieden. Zur besseren Orientierung dienen flächenbündige, 10 mm breite Metallkanten, die in den Belag eingelassen werden.

Tiefgarage, Stellplätze, Müll und Trafo
Die geforderten Stellplätze für KFZ und Fahrräder finden sich in der Tiefgarage. Der Müll wird ebenfalls in einem Müllraum in der Tiefgarage gesammelt, um die wenigen oberirdischen Freiflächen nicht zusätzlich zu belasten. Auch für den Trafo ist ein leicht zugänglicher Platz in der Tiefgarage ausgewiesen. Bei den KFZ-Stellplätzen ist eine Mischung von „normalen" Stellplätzen und Doppelparkern geplant. Die tiefer zu gründenden Doppelparker sind hierbei in Grundstücksmitte vorgesehen, um die
Baugrubensicherung ( Verbau ) zu vereinfachen. Die offene Tiefgaragenabfahrt liegt unaufgeregt, seitlich neben dem Gebäude im Bauwich. Der entstehende seitliche Abstand ermöglicht die natürliche Belichtung und Belüftung sämtlicher Räume über die komplette Gebäudeseite. Darüber hinaus bleibt die wertvolle EG-Gewerbefläche vom Flächenfraß der Rampe verschont. Die Fahrrad- Besucherstellplätze werden in Eingangsnähe oberirdisch in kleinen Gruppen angeordnet.

Außenanlagen
Die 300 m² Versickerungsfläche wird im hinteren Teil des Grundstücks nachgewiesen, wobei wir mit einer Erdüberdeckung über der Tiefgarage von ca. 60 cm rechnen. Befestigte Flächen in diesen Bereichen werden mit offenen Fugen versickerungsfähig hergestellt. Als Kompensation für dieversiegelten Flächen bieten wir einen leicht zugänglichen Dachgarten auf dem 3-geschossigen Gebäude an, der zum „Urban Gardening" einlädt und barrierefrei erreichbar ist.

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