Stadt Offenburg - Mehrfachbeauftragung
Entlang des Mühlbachs und unterhalb der Altstadt mit der historischen Stadtmauer entsteht in Offenburg ein neues Wohnquartier, wodurch die Verbindung von Innenstadt und Mühlbachareal neu definiert wird.
Zwar gibt es mit Kopf- und Max-Wenk-Treppe zwei historische Treppenanlagen entlang der Stadtmauer, um den Höhenunterschied zwischen Zwingerpark und Stadtbuckel zu überwinden, jedoch sind diese zum einen nicht barrierefrei und zum andern sehr dezentral gelegen. Die bislang einzige barrierefreie Verbindung, der Aufzug im Parkhaus Wasserstraße, stellt eine unkomfortable, bedrückende, abgelegene und schlecht auffindbare Situation dar, die dem Anspruch an eine attraktive und angstraumfreie Wegeführung an zentraler Stelle nicht gerecht wird.
Unser Entwurf für einen neuen Aufzug mit Treppenanlage versteht sich als Sequenz von klar gestalteten und an die jeweiligen Begebenheiten angepassten Situationen, die den Weg vom Mühlbachareal in die Altstadt (oder umgekehrt) inszeniert und jederzeit angenehm erlebbar macht.
Von beiden Ufern des Mühlbachs aus erkennt man schon von weitem den transparenten Aufzugsturm mit der langgestreckten Kaskadentreppe als prägnante Landmarke, welche von der Stadtmauer abgesetzt ist. Der Antritt der Treppe ist direkt gegenüber der neuen Fußgängerbrücke bei der Villa Bauer positioniert und schließt an die vorhandene Wegeführung an. Die komfortable Treppe wird entlang der Stadtmauer zum Barockgarten geführt und setzt das baukulturelle Erbe in Szene, ohne es zu dominieren. Der Aufzugsturm steht gemeinsam mit dem Treppenantritt auf einem kleinen Vorplatz, der mit Bänken zum Verweilen einlädt und als Treffpunkt dienen kann. Oben kommen Treppe und Aufzug zusammen und werden als Steg weiter in die Kittelgasse geführt.
Anstatt den Weg jedoch mitten im Vinzentiusgarten zu platzieren und diesen damit zu zerschneiden wird dieser um den Barockgarten herum geführt. Unserer Ansicht nach widerspricht es dem beruhigenden Charakter des Barockgartens, eine neue, höher frequentierte Wegeverbindung quer durch den Garten zu führen, insbesondere da diese für die nächtliche Absperrung des Barockgartens eine begleitende Zaunanlage benötigt.
Um die harmonische Abfolge der barocken Anlage zu erhalten, wird der Weg am nördlichen Ende des Vinzentiusgartens durch eine neu gestaltete Pergola geführt, welche einen Abschluss für diesen bildet. Die Pergola ist seitlich auf voller Länge zum Vinzentiusgarten geöffnet und aktiviert dadurch den nördlichen, etwas vernachlässigten Bereich, ohne den gesamten „Alltagsverkehr" mitten durch den Garten zu leiten. Sie nimmt Tore auf, so dass der Garten nachts abschließbar ist, ohne dass diese tagsüber störend auffallen.
Der Übergang von der Pergola zur Kittelgasse wird durch einen Torbogen aus Beton markiert, welcher die Bestandswand sauber durchtrennt. Schaut man von der Kittelgasse zurück, sieht man die offene Struktur der Pergola und blickt direkt auf den Aufzugsturm.
Die gesamte Wegeführung ist so geplant, dass es stets durchgehende Sichtachsen gibt, beim offenen Vorplatz mit dem Aufzug, entlang der Treppe, als auch durch die Pergola auf den Aufzug. Sowohl die Aufzugfassade als auch die Geländer und die Pergola sind transparent gestaltet und erzeugen ein offenes Bild. Es entstehen keine Angsträume sondern offen einsehbare Strukturen, bei denen man frühzeitig erkennt, wer einem begegnet.
Die leichte, abgesetzte Stahlkonstruktion passt sich in ihrer Form an den denkmalgeschützten Bestand an. Treppe und Steg sind als Stahlhohlträger auf wenigen Konsolen punktuell gestützt und scheinen auch im Vinzentiusgarten über dem Boden zu schweben, wo sie mit leichter Steigung durch die Pergola zur Kittelgasse führen. Der Aufzug ist ein verglaster Durchlader ohne Richtungswechsel und damit für Fußgänger, Rollstuhlfahrer und Fahrräder rund um die Uhr komfortabel nutzbar. Nachts wird das Ensemble aus Aufzug, Treppe und Pergola zur Lichtskulptur welche die Stadtmauer beleuchtet und den Weg inszeniert.
Elemente der bisherigen, gelungenen Landschaftsgestaltung werden aufgenommen, damit sich der Neubau selbstverständlich einfügt:
Aus dem Bürgerpark das Motiv des Betontors um den Eintritt von der Kittelgasse aus zu markieren und das leichte, filigrane Zaunmotiv mit floraler Anmutung welches sich in Pergola, Zaun, Aufzug und Treppe wiederfindet.
Vom neu gestalteten Mühlbachareal die Sichtbetonbänke und die Gestaltung des Vorplatzes von Aufzug und Treppe mit klaren Kanten und großzügigen Flächen. Es entsteht eine harmonisch gestaltete Wegesequenz: Mühlbachareal, Brücke, Vorplatz, Treppe, Steg mit Pergola und Tor zur Kittelgasse sprechen eine einheitliche, moderne Sprache, die sich in den Ort einfügt.
Die Anlage schafft eine zentrale und komfortable Verbindung von Altstadt und Mühlbachareal für die Bewohner der Stadt. Die selbstbewusste und hochwertige Gestaltung verknüpft Zwingerpark, Stadtmauer und Barockgarten zu einem Ensemble im Zentrum Offenburgs.
Mehrfachbeauftragung der Stadt Offenburg - Barrierefreie Anbindung Mühlbachareal – Innenstadt