Staatliches Hochbauamt Karlsruhe
Der Karlsruher Stadtgarten ist als Sachgesamtheit ein Kulturdenkmal. Er ging aus mehreren historischen Anlagen hervor, dies sind die Promenade im Sallenwäldchen, der Tiergarten und der Festplatz mit dem Vierordtbad sowie die Fest- und Ausstellungshalle. Mit der Zusammenfassung der Anlagen der Festhalle und des 1865 eröffneten Tiergartens zu einer Einheit im Jahre 1877 beginnt die eigentliche Geschichte des Stadtgartens, auch wenn die Wurzeln des öffentlichen Grüns an dieser Stelle in das frühe 19. Jahrhundert zurückreichen, denn seit 1823 wurden hier Anlagen gärtnerisch betreut.
In den Jahren 1963-1967 unternahm die Stadt Karlsruhe eine fundamentale Umgestaltung der Anlagen im Rahmen der Bundesgartenschau 1967. Die planerischen Grundlagen hatte Prof. Walter Rossow (Berlin und Stuttgart) in einem Gutachten erarbeitet, das einen „grünen Weg" für Fußgänger vom Bahnhof in die Stadtmitte vorsah. Zusammen mit dem Gartenbaudirektor Robert Mürb hatte Rossow auch die künstlerische Oberleitung inne.
Die denkmalschutzrechtliche Ausweisung orientiert sich am Zustand des Stadtgartens während der Bundesgartenschau 1967. Die hierfür errichtete Seebühne umfasst einen überdachten Teil und eine Holzplattform im See. Die Überdachung besteht aus tragflächenartigen und drehbaren Elementen, Zuschauerterrassen mit drehbaren Stühlen und einer Regiekabine aus Beton. Die Planung übernahmen Gernot Kramer, Christoph Blomeier und Hans-Georg Bühler aus Karlsruhe.
Unser Auftrag war, die in die Jahre gekommenen, dienenden Räumlichkeiten der Seebühne, die über dem Wasser schwebende Holzterrasse und die Bühne samt Windschotts zu sanieren. Die größte Herausforderung war die denkmalgerechte, aber dennoch zeitgemäße Erneuerung der drehbaren Tragflächenüberdachung. Die damals aus Brettsperrholz zusammengeschraubten, sehr filigranen, fachwerkartigen Dachbinder in Tragflächenform waren im Abstand von 40 cm hintereinander auf der frei überspannten Querachse aufgereiht und mit einer Stoffbahn überspannt. Die Stoffbahn war auf Dauer doch wasserdurchlässig, sodass die Holzbinder faulten und wegen der schweren Zugänglichkeit nur bedingt reparierbar waren. Ein schönes Detail war schon damals, dass die Tragflächen von innen beleuchtet und somit bei Abendveranstaltungen im wahrsten Sinne des Wortes ein „Highlight" waren.
Wir ersetzten die Holzträger durch Aluminiumträger, die in Querschnitt und Proportion dem Original exakt entsprachen. Die räumlich gebogenen, dreidimensionalen Endträger wurden als Negativform nachgebildet und aus Aluminium- Druckguss in einem Stück gegossen. Die Bespannung erfolgte mit einem teflonbeschichteten Glasfasergewebe, das eine hohe Lichtdurchlässigkeit benötigt, damit die innenliegende, neu eingebrachte RGB-Beleuchtung zur Wirkung kommt. Je nach Veranstaltung und Stimmungslage können nun die Farben der Tragflächen angepasst bzw. fließend verändert werden.