Wettbewerb Teilrückbau und Neubau eines zentralen Betriebshofes des Hauptfriedhofes Mannheim

Auslober / Verfahren:

Stadt Mannheim, Dezernat V, vertreten durch den Eigenbetrieb Friedhöfe (EB 75)

Wettbewerbsaufgabe:

Der Eigenbetrieb Friedhöfe Mannheim plant den Um- und Neubau des bestehenden Betriebshofes auf dem Hauptfriedhof. Der Betriebshof mit vorhandenem Krematorium, neuem Kühlhaus und einem weiteren Garagengebäude soll mit dem beabsichtigten Neubau eines Sozialgebäudes für 25 Mitarbeiter, Werkstätten, Lager und Fahrzeughalle zu einem modernen, zukunftsfähigen, den geänderten Anforderungen entsprechenden Betriebshof umgestaltet werden.
Der Betriebshof mit dem Krematorium ist ein reines Betriebsgelände ohne Besucherverkehr. Die meisten Gebäude auf dem Betriebshofgelände sind in einem schlechten Bauzustand und sollen daher abgerissen werden. Die Ausloberin wünscht ausdrücklich den erst kürzlich errichteten Waschplatz im Freigelände mit ins neue Konzept zu integrieren.
Ziel ist es, das bestehende Ensemble des Krematoriums mit Kühlhaus und einem weiteren Bestandsgebäude so mit den Neubauten im Wettbewerbsgebiet zu ergänzen, dass ein gestalterisch anspruchsvolles Gesamtensemble entsteht und gleichzeitig die betrieblichen Abläufe optimiert werden. Es soll ein zukunftsfähiger, moderner und wirtschaftlicher Betriebshof zu entwickeln, der für die 25 Mitarbeiter eine ansprechende Arbeitsstätte darstellt und sich in die würdevolle Gesamtgestaltung des Hauptfriedhofes fügt.

Konzept:

1. Gesamtkonzept Betriebshof

Wir verstehen den Entwurf als Erweiterung des bestehenden Ensembles aus Krematorium mit Kühlhaus und dem weiteren, verbleibenden Gebäude. Die Baukörper sind so platziert, dass deren Fluchten die Bestandsfluchten aufnehmen.
Der Bestand wird somit integriert, das Gesamtensemble schließt sich zusammen, es entstehen gut proportionierte Höfe mit verschiedenen Themen. Die einheitliche Fassadengestaltung zieht den Betriebshof zu guter Letzt komplett zu einer Einheit zusammen.
Komprimierung, Klärung der Funktionsabläufe sowie der baulichen Form des Betriebshofes. Bestmögliche Flächennutzung, geringe Versiegelung, kurze Wege, soziale Kontrolle, Einfügen in Bestandsensemble, klare Zonierung, Erweiterungsmöglichkeit des Friedhofs.

2. Freiraumgestaltung

Wir erhalten nicht nur die alte Friedhofsmauer, wir beziehen sie in das Entwurfskonzept als wesentliches Gestaltungs- und Gliederungselement mit ein. Die Friedhofsmauer zoniert das Areal zwischen dem geschützten Bereich des Büro- und Sozialgebäudes mit ruhigem Innenhof ohne Fahrverkehr und dem funktionalen Bereich des Betriebshofs mit Werkstätten, Fahrzeuggebäuden mit Fahrverkehr.
Insgesamt haben wir durch unsere kompakte Gesamtanlage die versiegelte Fläche um ca. 1500 m2 reduziert und einer natürlichen Versickerung zugeführt.
Die vorhandenen Friedhofswege können geradlinig weitergeführt werden, so entstehen neue Grabfelder und eine Grünzone, die eine "Pufferzone" zwischen Gräbern und Betriebshof bildet. Darüber hinaus schaffen wir es, einen Großteil der Bäume innerhalb des Betriebshofes zu erhalten.

3. Erschließung / Betriebliche Abläufe

Im Bestand fahren alle LKW quer durch den Betriebshof, um zum Lagerplatz zu gelangen, was ein Sicherheitsrisiko und eine Störung für die Angestellten darstellt.
Ziel ist es, den Fahrverkehr auf dem Betriebsgelände mit LKW-Anlieferung zum Lagerplatz und der des Betriebshofes zu entzerren und die Sicherheit zu erhöhen.
Unsere Lösung liegt darin, dass wir den Lagerplatz, das Krematorium und den Betriebshof zukünftig jeweils über ein eigenes Tor von der Gutenbergstraße aus anfahren werden.

Die betrieblichen Abläufe werden neu organisiert:
Das Gelände wird durch die alte Friedhofsmauser und die Erschließungsachse zwischen den Friedhofszugängen in zwei Zonen geteilt. Im Nordosten liegt die Zufahrt mit den Mitarbeiterparkplätzen und dem Büro- und Sozialgebäude. Im Südwesten gliedert sich das neue Betriebsgebäude an den Bestand an und öffnet eine neue Zufahrt in der Hauptachse des Friedhofes.
Jede Funktion hat ihren eigenen Hof und ist direkt an die Erschließungsachse angeschlossen. Alle Höfe sind nach innen orientiert, bei dem Sozialgebäude mit großzügiger Verglasung. Sie stellt einen sichtbaren Bezug zur alten Friedhofsmauer her, ohne diese baulich in das Gebäude zu integrieren. Die Mitarbeiter erhalten einen ansprechenden Arbeitsplatz, Aufenthaltsraum und Umkleiden ohne vom Fahrverkehr gestört zu werden. Eine besondere Aufwertung ist der geschützte Innenhof mit Pausenterrasse, welcher für das Personal eine Ruheinsel im Betriebsgelände darstellt. Wichtig war uns auch, dass das Krematorium nicht in zentralem Blickbezug, sondern seitlich neben dem Sozialgebäude steht.

Das Sozialgebäude an sich gliedert sich in drei Bereiche um den zentralen Innenhof:
Der Leitfriedhofsverwalter ist an strategischer Stelle positioniert, er hat den direkten Blick zum Einfahrtstor zur Gutenbergstraße, zu den PKW-Stellplätzen, zum Betriebshof und über den Pausenhof durch den verglasten Innenhof zum Aufenthaltsraum des Sozialgebäudes. Zusätzlich gibt es vom Büro einen direkten Zugang zum Betriebshof.
Im zentralen Gebäudeteil liegt der Aufenthaltsraum mit Küche und flexibler Trennwand, welcher durch die Verglasung einen klaren Bezug zum Innenhof erhält.
Die Sanitär- und Umkleideräume im Südosten gruppieren sich um den Trockenraum, welcher gleichzeitig als "Schmutzschleuse" für die Umkleiden dient. Lager- und Putzmittelraum sind den Umkleiden direkt zugeordnet und können separat beliefert werden.
Friedhofsmauer, Sozialgebäude, Grünstreifen und das Kühlhaus bilden eine umwehrte, abschließbare Fläche, welche als offenes Lager genutzt wird und eine Abstandsfläche zwischen Krematorium und Sozialgebäude generiert.
Das Betriebsgebäude gliedert sich in den Lagerhof im Nordwesten und Fahrzeug- und Werkstatthof im Südosten.
Das überdachte Lager ist zentral anfahrbar, jedoch ist der Hof aus Sicherheitsgründen abschließbar.
Das öffentliche WC ist direkt vom Hauptfriedhof aus zugänglich und damit funktional vom Betriebshof getrennt, obwohl es sich in den Baukörper einfügt. Es liegt in direkter Nähe zur gewohnten, bestehenden Position an der neu geschaffenen Erweiterungsfläche.

Um den KFZ-Hof mit Waschplatz gruppieren sich die Fahrzeughalle, Holz- & Kleinwerkstatt sowie die KFZ-Werkstatt und öffnen sich mit Toren zum Innenhof, um einen optimalen Funktionszusammenhang ohne Kreuzen der Erschließungsachse zu gewährleisten.
Fahrzeughalle, Waschplatz und KFZ-Werkstatt bilden eine direkte Funktionsfolge und ermöglichen optimales Arbeiten an den Betriebsfahrzeugen. Daran angegliedert ist eine Raumschicht mit den kleineren Lagerräumen und Werkstätten, welche jedoch in direktem Bezug zur KFZ-Werkstatt stehen. Diese hat ein Tor zum Bestandshof und bildet somit einen Vermittler zwischen altem und neuem Betriebshof. Angegliedert ist das Ersatzteillager, welches die Raumhöhe durch Hochregale optimal ausnutzt sowie das leicht anfahrbare Salzlager.

4. Materialien & Detailgestaltung

Die Südwestfassade bildet den Abschluss der Hauptachse des Friedhofs. Sie nimmt die städtbauliche Kante des Bestandsgebäudes auf und bildet eine klare Kante aus, welche sich in die Gesamtsystematik des Friedhofs einfügt.
Die Fassade gliedert sich in ein verglastes Band im oberen Bereich und eine hinterlüftete Plattenfassade im unteren Bereich. Die Platten haben unterschiedliche Anthrazittöne und erzeugen somit ein changierendes, aber unaufdringliches Gesamtbild.
Die Plattenfassade bezieht sich in ihrer Höhe auf die Wandhöhe des Bestandsgebäudes an der Hauptachse. Sie kann dadurch mit geringem Aufwand um das Bestandsgebäude herumgezogen werden und klärt das Gesamtensemble, indem ein durchgehendes Fassadenband geschaffen wird.



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