Es begann mit einer außergewöhnlichen Aufgabenstellung. Ein Wohnhaus sollte entstehen, das in seiner Art kompromisslos einzigartig werden, jedoch trotzdem nur die ganz normalen Wohnbedürfnisse des Auftraggebers erfüllen sollte. Hierfür standen mehrere Grundstücke zu Verfügung, die auch zusammengelegt werden konnten, aber nicht mussten. Wir entwickelten mehrere Entwurfsansätze, vom dreigeschossigen Turm bis zum eingeschossigen Bungalow.
Es wurde der Bungalow!
Planungsrechtlich musste deshalb der Bebauungsplan geändert werden, wofür wir von der Gemeinde die volle Unterstützung erhielten.
Bei der Materialwahl waren Bauherr und Architekt sofort beieinander, ein Sichtbetongebäude ohne die üblichen, sichtbaren Fassadendetails. Es sollte ein klarer, kantiger, moderner Körper werden. Bei der Farbigkeit waren mehrere Varianten diskutiert und ausgearbeitet worden, das Ergebnis war dann eindeutig, das Gebäude wird schwarz, um größtmögliche Zurückhaltung zu vermitteln.
Es entstand ein zusammenhängender, kreuzförmiger Baukörper der durch seine Form die Freiflächen in vier differenzierte Außenbereiche gliedert, den Zufahrts-/Eingangsbereich, den Außenbereich für den Gast, den Rückzugsgarten mit Feuerstelle und den Hauptgarten mit Terrasse und Pool.
Im Nord-Süd-Gebäudeteil sind die Garagen integriert, sodass es sich zu einer stattlichen Gesamtlänge von 46 m ausdehnt, in Ost-Westrichtung ist der Carport und die überdachte Hauptterrasse integriert. Insgesamt liegen alle Nutzungen innerhalb des Gebäudes. Dafür konnte auf eine Unterkellerung komplett verzichtet werden. Das Bungalowkonzept ermöglicht die barrierefreie Nutzung aller Räume.
Das Grundstück hat ein Nord-Süd-Gefälle, d. h. die zum Grundstück führende Anliegerstraße liegt oberhalb des Gebäudes und führt bergab zur Grundstückseinfahrt. Dadurch ist die „fünfte Ansicht“, die Dachaufsicht voll einsehbar. Die Dachfläche mit flach darüber aufgeständerter PV-Anlage ist ganzflächig begrünt, im Frühjahr blüht hier eine rote Mohnwiese.
Eingebogen in die Zufahrt, führt eine Holzlamellenwand zum überdachten Hauseingang. Eingetreten eröffnet sich ein Raumkontinuum, das eine unbeschreibliche Klarheit, Homogenität und Ruhe ausstrahlt. Im gesamten Gebäude sind die Böden und Wände mit der gleichen Steinfliese belegt, die schwarzen Akustikdecken wirken immateriell, der Raum verliert seine Begrenzung, man erlebt ein ganz neues Raumgefühl. Tageslicht gleist von oben über Rahmenlose Oberlichtverglasungen über die Wände bis zum Boden. Alle raumhohen Verglasungen sind profilminimiert, das Boden- und Deckenprofil fußboden- bzw. deckenbündig eingelassen. Auf den Terrassen im Außenbereich liegt der gleiche Boden wie innen, auch der Pool hat die gleiche Oberfläche. Die schwarzen Decken fließen wie alle anderen Oberflächen von innen nach außen durch.
Diese Materialkonsequenz ist für jeden Betrachter, aber insbesondere für die Bewohner, der Inbegriff von Großzügigkeit.
Auch in den Bädern liegt das gleiche Material an Wand und Boden, die Badmöbel sind in die Oberflächen bündig integriert, über das Oberlicht entsteht eine mystische Stimmung.
Der Pool aus Sichtbeton sollte zum Schwimmen genutzt werden, also wurde er schmal, aber dafür lang. Er beginnt unter der überdachten Terrasse, schneidet also in die Terrasse ein. Das Becken ist in der Höhe so angeordnet, dass man direkt am Wasser sitzen kann. Durch die Länge des Beckens lässt sich die Topografie des Geländes ablesen.
Es war für uns ein Erlebnis, ein Gebäude zu realisieren, das ohne Kompromisse gebaut wurde. Die einzige Vorgabe des Auftraggebers war ein glasklares Konzept umzusetzen. Wir danken unserem Bauherrn für diese Möglichkeit und das entgegengebrachte Vertrauen.