Die Villa wurde mitten in Bruchsal, an einer kleinen öffentlichen Grünanlage gelegen, um 1910 erbaut. Ziel war es, das nicht unter Denkmalschutz stehende Gebäude so zu behandeln, als wäre es ein Denkmal.
Die zwischenzeitlichen Veränderungen am Gebäude waren zum Glück nicht substanziell, so dass wir nur einen gartenseitigen Wintergartenanbau entfernen lassen mussten.
Unser Entwurfsansatz war, genau hinzuschauen, welche Bauteile wirklich ursprünglich sind, welche Materialien und Oberflächen damals verwendet wurden, wie die damalige Erscheinung des Gebäudes war.
Die von uns hinzugefügten, wenigen neuen Bauteile wurden sofort erkennbar mit neuen Materialien exakt und materialtreu geplant, um das Alte in den Vordergrund zu heben.
Die größten Eingriffe fanden in den Außenanlagen statt. So wurde eine Terrassenkonstruktion auf der talseitigen Gartenseite realisiert, die dem im Erdgeschoss liegenden Koch-Essbereich vorgelagert wurde. Der darunter liegende, überdachte Außenbereich dient als sonnengeschützte Terrasse auf Pool- also Gartenebene.
Auf der Straßenseite wurde die alles zusammenfassende Gartenwand restauriert und durch eine angemessene, aber unaufgeregte Eingangssituation zum Abschluss gebracht.
Am Gebäude selbst wurde auf eine zusätzliche Wärmedämmung verzichtet, um die schönen Naturstein- Fassadendetails zu erhalten.
Die einflügeligen Plastikfenster wurden durch zweiflügelige Holzfenster ersetzt, der Sandsteinsockel wurde gereinigt und neu verfugt, ebenso alle Fenstergewände und Fensterbänke. Die alten Stahlgeländer wurden originalgetreu mit Haspeneisen und massivem Quadratrohr restauriert und dunkel lackiert, die neuen Stahlgeländer mit Flachstahl konstruiert und strahlend weiß pulverbeschichtet.
Das alte Holzwerk wurde, wo erforderlich, ausgebessert und neu lackiert. Die alte Biberschwanz-Eindeckung konnte komplett erhalten bleiben, da sie noch in sehr gutem Zustand war. Das Dach wurde von innen neu gedämmt und erfüllt die heutigen EnEv-Anforderungen.
Der nicht passende, körnige Außenputz aus den 80er Jahren wurde durch einen neuen, gefilzten und geglätteten Feinputz überarbeitet und steht im Kontrast zum groben Sandsteinsockel.
Die Kellerwände wurden alle von Putz und Farbe durch Sandstrahlen befreit und sichtbar belassen. Alle Installationen sind dort Aufputz verlegt.
Im Erdgeschoss fanden wir im Eingangsbereich einen alten Natursteinbelag aus Solnhofer Kalkstein vor, den wir nur lokal ausbessern mussten. Das alte Material ist zum Glück auch heute noch erhältlich gewesen.
In den restlichen EG-Räumen haben wir einen neuen Eiche-Parkettboden im Fischgrat verlegen lassen, da der alte massive Feuchtschäden aufwies.
Räumlich haben wir im EG nur zwei Wände entfernen müssen, um ein modernes Wohnen mit offenem Grundriss umsetzten zu können. Der neue, offene Kamin ist das zentrale Element im Raum.
Die dunkle, alte Holztreppe haben wir frei gestellt, indem wir einfassende Holzverkleidungen entfernt haben. Durch die weiße Lackierung kommt die feine, ursprüngliche Holzbearbeitung zur Geltung. Die Treppe steht wie ein Kunstobjekt - gebaute Handwerkskunst - .im Raum.
Im Obergeschoss konnten wir die alten Pichpine-Holzdielen sichern und aufarbeiten lassen. Türen und Holzwerk wurde erhalten, neue Türen als stumpf einschlagende Türblätter mit Blockzargen neu und erkennbar hinzugefügt.