Mehrfachbeauftragung Neubebauung Oberreut Süd

Bauherr:

Volkswohnung GmbH, Karlsruhe

Auslober / Verfahren:

Mehrfachbeauftragung, 2. Rang

Visualisierung:
stuchlik3d, Pfinztal

Wettbewerbsaufgabe:

Aufbauend auf dem Bebauungsplan soll eine städtebaulich und architektonisch ansprechende Wohnbebauung konzipiert werden. Dabei ist die optimierte Ausnutzung der Grundstücke zu berücksichtigen. Die Entwicklung von zeitgemäßen Wohnungstypen mit hoher Funktionalität und Qualität soll attraktives Wohnen im sozialen Mietwohnbau ermöglichen. Darüber hinaus ist die Neubebauung in ein stimmiges Außenanlagenkonzept einzubinden, um die Aufwertung des gesamten Wohnumfeldes zu unterstützen. Bei der Entwicklung des Entwurfskonzepts sind die Kriterien Wirtschaftlichkeit und Angemessenheit der Architektur maßgeblich zu berücksichtigen, um eine bauliche Umsetzung zu realisieren.

Konzept:

Städtebauliches Konzept

Das städtebauliche Konzept ist durch den Bebauungsplan exakt definiert, nur im Detail sind Modifikationen möglich.

Der Bauabschnitt B1 ist die Verlängerung des bestehenden, viergeschossigen Gebäuderiegels, der Bauabschnitt B2 schließt den öffentlichen Raum mit einem bogenförmigen, dreigeschossigen Gebäude ab.

Ziel ist es, die beiden Bauabschnitte als ein gemeinsam entstandenes Gebäudepaar zu verstehen. Erreicht wird dies mit einer einheitlichen Fassadengliederung durch wiederkehrende Fassadenvorsprünge, Fensterformate, Loggia- und Balkonausbildungen und das durchgängige Farb- und Materialkonzept, sowie die baugleiche Dachausbildung.

Die gestaltprägenden Entwurfselemente sind:

Fassaden
Die Gebäude erhalten die gleiche Fassadengestaltung mit einheitlichen, bodentiefen Fenstern, die Fenster der Treppenhäuser liegen in der gleichen Höhe wie die der Wohnungen, die dahinter angeordneten Lufträume lassen dies zu.

Gebäudevorsprung
Auf der Erschließungsseite wird die Fassadenabwicklung durch einen wiederkehrenden Gebäudevorsprung rhythmisiert. Im Grundriss befinden sich in diesem Bereich die Einzimmerwohnungen des Vierspänners.

Sockelzone
Es wird für beide Gebäude eine ca. 60 cm hohe Sockelzone ausgebildet, sodass die EG-Wohnungen im Hochparterre liegen. Die Sockelzone wird bis zur Gehwegkante vorgezogen, die Vorgärten liegen also auch erhöht und erzeugen dadurch den notwendigen Respektsabstand zu den Wohnungsfenstern.

Balkone
Auf der „Gartenseite“ Richtung Osten, Süden und Westen sind die Balkone der Wohnungen geplant. Sie bilden eine zweite Schicht vor der Fassade. Durch die versetzte Anordnung der Balkone wird der darunter liegenden Hauptfassade die Strenge genommen.

Farbe und Material
Es gibt ein Material- und Farbkonzept für beide Gebäude. Der erdige Putz mit rauer, horizontaler Rillenstruktur wird durch weiße, fein gefilzte Fensterleibungen und weiße Putzfaschen um die Fenster der Aufenthaltsräume gegliedert. Ebenso werden die Innenseiten der Loggien und die Einschnitte der Tiefgaragenabfahrten weiß ausgebildet.
Die Fassadenvorsprünge sind im Ton etwas dunkler gehalten als die Hauptfassade. Die weißen Flächen und Balkonbrüstungen geben den erdverbundenen Gebäuden die notwendige Eleganz.

Leibungen
Da die Sicht auf die Fassaden nur in geringem Maße frontal, sondern überwiegend parallel fluchtend zu den Fassaden sein wird, kommt den Gebäudeeinschnitten und Leibungen besondere Bedeutung zu. Wir betonen diese Sicht durch die helle, feine Ausbildung dieser Wandteile.

Gebäudekanten
Die Gebäudekanten sind klar und scharf geschnitten ausgebildet. Insbesondere die Traufkante ohne sichtbare Rinne und Fallrohre trägt zu einer exakten Baukörpergeometrie bei.

Hauseingänge
Die Hauseingänge sind durch die auskragenden Vordächer eindeutig gekennzeichnet. Jeder Eingang erhält zusätzlich eine Grüninsel mit Sitzbank, die zum kurzen Verweilen einlädt.

Gauben
Gauben finden sich in den Dachgeschossen nur im Bereich der Dachterrassen, d. h. die Gauben springen gegenüber der Traufe um ca. 2,00 m nach hinten und werden von der Straße aus kaum in Erscheinung treten. Die Dachlandschaft wirkt dadurch sehr beruhigt, die Räume profitieren durch die bodentiefen Fenster. Die Traufe ist in diesen Bereichen gleichzeitig die Brüstung der Dachterrasse mit einer Höhe von ca. 1,00 m.

Gebäudeorganisation
Im Gebäude B1 sind 2 Treppenhäuser angeordnet, von denen aus sich jeweils ein 3-Spänner und ein 4-Spänner organisiert.
Im Gebäude B2 sind 4 Treppenhäuser angeordnet, von denen aus sich jeweils zwei 3-Spänner und zwei 4-Spänner organisieren.
Alle Treppenhäuser sind mit Aufzügen vom Keller bis zum Dachgeschoss ausgestattet.
Alle Wohnungen sind barrierefrei zu erreichen, die Wohnungsgrundrisse im Erdgeschoss erfüllen die Anforderungen der Barrierefreiheit.
Alle Treppenhäuser haben die direkte Anbindung zu der Tiefgarage.
Jedem Treppenhaus ist ein eigener Kinderwagen-, Trocken- und Fahrradraum zugeordnet.

Die Außenanlage

Auf der Erschließungsseite werden die vorhandenen Gegebenheiten wie Stellplätze, Bauminseln, Fahr- und Gehwege weitestgehend übernommen bzw. weitergeführt.

Die Vorgartenzone wird mittels Hochbeet gegenüber der Gehweghöhe um ca. 60 cm angehoben, um das Grün zu schützen und Distanz zu den EG-Wohnungen zu erzeugen. Vor den Hauseingängen entstehen in das Hochbeet integrierte Sitzbänke.

Auf der „Gartenseite“ werden vor den EG-Wohnungen Terrassen angeordnet und durch niedere Hecken die Mietergärten ausgebildet.

Die restliche Tiefgaragenbegrünung soll intensiv ausgebildet werden, wobei eine Schotterrasen- Fahrspur für die Feuerwehr am Rand der Tiefgarage entlang führt.

Es entstehen auf dem Grundstück jeweils am nördlichen Ende auf der Ost- und Westseite zwei großzügige Kinderspielplätze, die die übergeordnete Durchwegung tangieren, sodass die Spielplätze auch für die Kinder der nördlich gelegenen Wohnbebauungen gut zu erreichen sind.

Müll

Die beiden Müllstandorte sind durch den Bebauungsplan vorgegeben. Wir weichen an einer Stelle davon ab und gruppieren beide Mülleinhausungen um die vorhandene Trafostation. Den Vorteil sehen wir darin, dass dem Thema Müll dadurch deutlich die stadträumliche Präsenz genommen wird und zusätzlich das verloren wirkende Trafohäuschen in die Gruppe integriert wird.

Parken

Alle notwendigen Stellplätze werden unterirdisch in der Tiefgarage untergebracht. Die vorgegebenen Positionen der Tiefgaragenabfahrten werden weitestgehend übernommen. Die Stellplätze organisieren sich mit einer Seite unter den Gebäuden, Fahrspur und zweite Stellplatzreihe liegen, konstruktiv getrennt, hinter dem Gebäude. Die Tiefgarage wird komplett erdüberdeckt und begrünt. Das Niveau der Begrünung orientiert sich an OKFF der Erdgeschosswohnungen. Die Tiefgarage wird durch eine durchgehende Lichtschachtausbildung in Verbindung mit den Zufahrtsöffnungen natürlich be- und entlüftet.

Statisches Konzept / Schallschutz

Die Gebäude sind als konventionelle Massivbauten konzipiert. Die Decken spannen über eine durchgehende, tragende Mittel-Längswand von Außenwand zu Außenwand über zwei Felder. Die Wohnungstrennwände werden aus Schall- und Brandschutzgründen ebenfalls massiv und tragend ausgebildet und dienen gleichzeitig zur Aussteifung. Alle tragenden Wände stehen übereinander. Alle übrigen Raumtrennwände sind nichttragende Trockenbauwände.

Der Aufzugschacht steht im Treppenauge und grenzt dadurch nicht direkt an Wohnungen bzw. Aufenthaltsräume an, sodass hier keine besonderen Schallschutzmaßnahmen erforderlich werden.

Die Balkone sind auskragende, thermisch getrennte Betonfertigteil-Platten, an denen leichte Brüstungen befestigt werden.

Der Tiefgaragenboden ist ohne Bodenplatte gepflastert, die Decke liegt konstruktiv getrennt von den Gebäuden auf Auflagerkonsolen auf.

Der Pfetten-Dachstuhl kann als einfache Holzkonstruktion ausgebildet werden.

Kostengünstiges Bauen

Die komplette Wohnanlage besteht aus jeweils drei Stück 3-Spännern und drei Stück 4-Spännern, was grundsätzlich zu einer Optimierung der Verkehrsflächen führt und gleichzeitig die Anzahl der Treppenhäuser mit Aufzugsanlagen minimiert.

Die Baukörper sind maximal kompakt mit geringster Hüllfläche geplant, um ein günstiges A/V-Verhältnis zu erhalten. Auf kleinteilige Vor- und Rücksprünge wird verzichtet, die Gliederung wird kostengünstig über das Material- und Farbkonzept erzielt.

Fensterflächen werden reduziert, aber gezielt gesetzt. Die Verwendung von bodentiefen Fenstern sorgt trotzdem für Großzügigkeit und tiefe Raumbelichtung in den Räumen. Verdunkelungselemente kommen nur in den notwendigen Fällen zur Ausführung.

Durch die Spiegelung und Reihung von den Grundrisssystemen entstehen Wiederholungen, die den Einsatz von Fertigteilen zulassen. Einfache Detailausbildungen geben ihr Übriges.

Kurze wirtschaftliche Spannweiten sorgen für moderate Deckenstärken, durch übereinanderliegende, tragende Wände kann auf Betonwände weitestgehend verzichtet werden und kostengünstiges Mauerwerk zur Ausführung kommen.

Installationsschächte sind vertikal durchgängig so angeordnet, dass immer mehrere Einheiten

(Küchen / Bäder) an einem Strang angebunden werden. Sie liegen alle in der Mittelzone des Gebäudes, sodass sie an den im Mittelflur des Kellers horizontal verlaufenden Installationsstrang zusammengeführt werden können. Der Technikraum ist immer zentral auf der Erschließungsseite angeordnet, um kurze Leitungswege zu gewährleisten.

Der Einsatz von Fern- bzw. Nahwärme deckt den notwendigen regenerativen Anteil der Heizungsanlage ab, sodass auf Solarthermie verzichtet werden kann.

Die Tiefgarage wird durch einfache bauliche Maßnahmen natürlich be- und entlüftet. Teure und wartungsintensive Lüftungsanlagen können deshalb entfallen.

Kennzahlen

Wohneinheiten

82 Stk.

Stellplätze

106 Stk.

Bruttogrundfläche ohne Tiefgarage (a + b + c)

9566 m²

Bruttogrundfläche Tiefgarage(a + b + c)

2248 m²

Bruttorauminhalt ohne Tiefgarage(a + b + c)

27803 m³

Bruttorauminhalt Tiefgarage(a + b + c)

6227 m³

Wohnfläche

5525 m²