VOLKSWOHNUNG GmbH, Mehrfachbeauftragung
Ziel der Planung war die Entwicklung einer städtebaulich und architektonisch ansprechenden Wohnbebauung im südlichen Bereich des Rintheimer Feldes entlang der Forststraße. Es sollte ein kostenoptimiertes Neubaukonzept erstellt werden, das eine maximale CO2-Reduzierung bei minimalen Gesamtkosten aufweist. Die Entwicklung von zeitgemäßen Wohnungstypen mit hoher Funktionalität und Qualität und zugleich niedrigen Verbrauchskosten soll attraktives, bezahlbares Wohnen für ein breit gefächertes Mietklientel ermöglichen.
Die in ein stimmiges Außenanlagenkonzept eingebundene Neubebauung soll zugleich die Aufwertung des gesamten Wohnumfeldes unterstützen.
Als Ergänzung zur Wohnbebauung war ein Alternativvorschlag mit dem Bau einer Nahversorgungseinheit zu erarbeiten. Eine städtebauliche Verknüpfung mit der südlich gelegenen Schule sowie dem nördlichen Gesamtquartier war anzustreben.
Städtebauliches Konzept
Das zu bebauende Grundstück erstreckt sich entlang der Forststraße und
begrenzt das Wohngebiet „Rintheimer Feld“ nach Süden hin. Die vorhandene
Bebauung in der Umgebung ist geprägt von einer offenen, heterogenen
Bauweise, bestehend aus vier- und fünfgeschossigen Zeilenbauten und
Wohntürmen mit bis zu 17 Geschossen.
Der Entwurf für die Forststraße lehnt sich an die Großstruktur der
benachbarten, punktförmigen Bebauung der Hochhäuser an, modifiziert
diese jedoch und skaliert sie vermittelnd auf den Maßstab der
kleinteiligeren Bebauung entlang der nahen Mannheimer Straße. Zudem
erhält das Wohngebiet einen klaren Abschluss entlang seiner südlichen
Flanke.
Die neue Wohnbebauung besteht aus zwei gegeneinander verschobenen Reihen
aus fünfgeschossigen Punkthäusern, die trotz ihrer abschließenden
Wirkung die Durchlässigkeit in Nord-Süd-Richtung ähnlich einer Membran
gewährleistet. Die umliegenden, weitläufigen Freibereiche werden dadurch
in kleinere, maßstäblich fassbare, hofartige Räume gebrochen, die
einerseits Voraussetzung sind für private und halböffentliche
Grünflächen mit hoher Aufenthaltsqualität, andererseits aber dank ihre
Verwebung miteinander dennoch eine großzügige Durchgrünung der gesamten
Anlage gewährleisten.
Die neue Wohnanlage wird vielfältig mit der Umgebung verknüpft.
Vorhandene Wegebeziehungen werden erhalten und in die Bebauung
integriert, wie die Nord-Süd-Verbindung zur Schule in der Forststraße.
Die neue Ost-West-Achse bis zur Mannheimer Straße bildet nicht nur einen
attraktiven Eingang zum Wohngebiet, sondern bietet den Bewohnern auch
den direkten Zugang zur Straßenbahnhaltestelle „Forststraße“.
Die Wohnhäuser
Die würfelförmigen Wohnhäuser sind als Zweispänner ausgelegt und
beherbergen auf fünf Etagen insgesamt zehn Wohneinheiten. Die Größe ist
bewusst gewählt, um ein menschliches Maß und eine Überschaubarkeit jeder
Einheit zu gewährleisten. Beruhend auf einem Grundtypen haben wir zwei
verschiedene Haustypen entwickelt, die entweder 3- und
4-Zimmerwohnungen, respektive 2- und 5-Zimmerwohnungen beinhalten. Durch
die Kombination der beiden Häuser wird die Wohnungsdurchmischung
gesteuert, die Dank des additiven Konzepts der Einzelhäuser auch mit dem
Baufortschritt korrigiert werden kann, falls die Entwicklung auf dem
Wohnungsmarkt dies notwendig machen sollte.
Alle Wohnungen sind als Ost-West-Typen konzipiert, dreiseitig belichtet,
und haben ihren Wohnraum mit Außenbereich entweder nach Süden oder
Westen orientiert. Die beiden Erdgeschosswohnungen verfügen über
ebenerdige Gärten, die Wohnungen in den Obergeschossen sind hingegen mit
großzügigen Loggien ausgestattet. Alle Bäder sind als Tageslichtbäder
konzipiert und bieten Platz für eine Waschmaschine. Die Wohnungen mit
drei und mehr Zimmern haben zusätzlich noch ein WC. Die Wohnungsgrößen
für die geförderten Wohnungen werden exakt eingehalten.
Im Erdgeschoss befindet sich ein Abstellraum für Kinderwägen und
Rollatoren. Im Kellergeschoss sind die Kellerräume der Wohnungen und
Technikräume untergebracht. Das Treppenhaus ist über eine durchgängige
Glasfuge im Bereich des Aufzugschachts sowie über ein großes Oberlicht,
in jedem Geschoss mit Tageslicht versorgt. Alle Wohnungen sind
barrierefrei zu erreichen.
Gegenüber dem Eingangsbereich erhält jedes Wohnhaus einen geschützten
Abstellbereich für Fahrräder und Abfall, der gleichzeitig den Garten des
benachbarten Hauses abschirmt.
In der Außenansicht erscheinen die Wohnhäuser als elegante,
geradlinige Kuben mit zeitloser Gestaltung, was sich auch in der Farb-
und Materialwahl wiederspiegelt. Der weiße Putz, Holzfenster und die
anthrazitfarbenen Stahlgeländer der Balkone unterstreichen diese
Erscheinung.
Die Fahrrad- und Müllschuppen sind aus Sichtbeton hergestellt, wobei die Müllcontainer hinter Schiebeelementen aus Holz verschwinden.
Insgesamt besteht die Wohnanlage aus zwölf Wohnhäusern mit jeweils zehn Wohneinheiten, wodurch 120 neue Wohnungen entstehen.
Die Außenanlage
Die Wohnanlage erhält als „Rückgrat“ einen Verbindungsweg parallel
zur Forststraße, an dem sich alle Häuser aufreihen. Der Weg dient nicht
nur als reine Erschließung, sondern ist als Aufenthalts- und Spielfläche
angelegt. Er liegt 50 cm über dem restlichen Geländeniveau und wird
über die Rampen und kleine Treppen zwischen den Häusern erschlossen. Die
Häuser werden von dem Weg aus ebenerdig betreten, so dass sich die
Erdgeschoss-Wohnungen und -gärten um 50 cm von den umlaufenden Straßen
abheben. Ein Grünstreifen zwischen Häusern und Gehweg sowie Hecken
erhöhen die Privatsphäre in den unteren Wohnungen.
Zusätzliche Aufwertung erhält die Anlage anhand frei arrangierter
„Aktions-Inseln“, die je nach Bedarf mit Funktionen wie Spielfläche,
Sitzfläche, Pflanzbeet, Wasserbassin oder Ähnlichem belegt werden. Durch
die genannten Sonderfunktionen, die interessante Reihung der einzelnen
Höfe sowie die Zonierung mit Bäumen erhält die gesamte Außenanlage eine
hohe Aufenthaltsqualität mit spannenden räumlichen Verknüpfungen.
Im östlichen Bereich des Grundstücks wird die Ost-West-Achse bis zur
Mannheimer Straße verlängert, so dass hier ein großzügiger
Eingangsbereich entsteht, der auch als Spielplatz und Wartebereich für
die Straßenbahn genutzt werden kann.
Als Bodenbelag innerhalb der Wohnanlage ist eine wassergebundene Oberfläche gedacht.
Parken
Alle erforderlichen Stellplätze werden oberirdisch untergebracht. Damit dies möglich ist, werden die Stichstraßen 13300/12 und 13688/2 zu den beiden vorhandenen Tiefgaragen mit einer Spielstraße verbunden. Dadurch können nicht nur entlang der Forststraße, sondern auch im nördlichen Grundstücksbereich Stellplätze entlang der Grundstücksgrenze und somit in direkter Nähe der jeweiligen Wohnhäuser angeboten werden. Die Parkplätze werden in ihrer Gestaltung behutsam in die Außenanlage eingebettet und wechseln sich ab mit Bäumen und Pflanzbereichen. Behindertenstellplätze sind rings um die Anlage in jeweils unmittelbarer Nähe der Hauseingänge angeordnet.
Kostengünstiges Bauen
Das Augenmerk des Entwurfs liegt in der Schaffung von attraktivem
Wohnraum zu bezahlbaren Preisen. Um dies zu gewährleisten, haben wir
weitreichende Maßnahmen bedacht, die eine flexible und kostenoptimierte
Herstellung ermöglichen. So besteht die komplette Wohnanlage aus nur
einem Grundtyp, der in seiner Größe als kompakter, fünfgeschossiger
Zweispänner überschaubar ist und exakt die geforderten Wohnungsflächen
zur Verfügung stellt. Das additive städtebauliche Konzept lässt dabei
ohne Weiteres ein Bauen in Bauabschnitten zu. Leichte Variationen
ermöglichen zudem zahlreiche Grundrissvarianten, so dass man auch in der
Lage ist, auf einen sich ändernden Bedarf zu reagieren. Durch die
gleichen Haustypen, Fenster, Loggien, Müll- und Veloboxen, usw. ergibt
sich zudem ein hoher Wiederholungsfaktor, der sich in den
Herstellungskosten positiv bemerkbar machen wird.
Ein erhebliches Einsparpotential liegt bei dem Verzicht auf eine
Tiefgarage, da alle Stellplätze oberirdisch untergebracht werden.
Dadurch würde es bei einer möglichen Herstellung in Bauabschnitten
keinerlei Abhängigkeiten zwischen Wohngebäude und Parken geben.
Alternative mit Gewerbeeinheiten
Die geforderten drei Gewerbeeinheiten werden im östlichen Bereich des
Grundstücks in die Struktur der Wohnanlage integriert. Dazu werden die
Erdgeschosse von drei Wohnhäusern zu einer großen, zusammenhängenden
Gewerbefläche zusammengeschaltet. Es entstehen zwei Ladenlokale mit je
ca. 155 m² Nutzfläche und eine Gewerbeimmobilie mit 830 m²
Nettoverkaufsfläche (sowie 350 m² Lagerfläche). Die Erschließung der
Geschäfte erfolgt von der Forststraße. Die erforderlichen 40 Stellplätze
befinden sich entlang der Ostgrenze des Grundstücks, wodurch ein
Wohnhaus entfällt. Die Parkplatzzufahrt erfolgt von der Mannheimer
Straße aus über die Stichstraße 13300/12, die Ausfahrt erfolgt über die
Forststraße auf die Mannheimer Straße. Die Warenanlieferung findet auf
gleiche Weise statt, da sich die Laderampe auf dem Parkplatz befindet.
Durch die optimierte Wegführung wird zusätzlicher Verkehr im restlichen
Wohngebiet ausgeschlossen.
Die Dachfläche der Gewerbeeinheiten wird als attraktive Außenanlage
gestaltet und als Verlängerung und Endpunkt des Verbindungswegs
verstanden. Zudem bildet sie auch die Eingangsebene für die drei
Wohnhäuser über den Geschäften. Der Weg wird als großzügige
Freitreppe/Tribüne auf die Erschließungsebene geführt, wobei es zwei
weitere Treppenaufgänge im Norden und Süden gibt. Selbstverständlich
steht an der Forststraße auch ein Aufzug zur barrierefreien Erschließung
der erhöhten Eingangsebene zur Verfügung.
Durch die Lage der Wohnhäuser auf dem Dach ergeben sich kleinere
Änderungen in der Organisation. So sind die Kellerräume für die jeweils
sieben Wohnungen pro Haus auf der Eingangsebene untergebracht.
Abstellmöglichkeiten für Fahrräder und Müllbehältnisse sind im
nördlichen Erdgeschoss-Bereich der Gewerbefläche in ausreichender Anzahl
vorhanden.
Die Gewerbefläche ist in zwei Bereichen teilunterkellert, um notwendige Technik- und Versorgungsräume vorzuhalten.
In dieser Variante entstehen acht Wohnhäuser mit jeweils zehn Wohnungen sowie drei Häuser mit je sieben Wohnungen, so dass sich eine Gesamtanzahl von 101 Wohneinheiten ergibt. Hinzu kommen drei Gewerbeeinheiten mit insgesamt ca. 1.500 m² Nutzfläche.